Erster Unterricht (Winneba, Ghana)

17.03.2022

Während meines Aufenthalts in Ghana hatte ich die Möglichkeit, an einer Senior High School in Winneba mein Praktikum zu absolvieren. Ich hatte einen festen Kurs im Fach social studies, indem ich vier Wochen über „Marriage“ unterrichten durfte. Wichtig war mir bei diesem Thema dabei, vieles von den Schüler:innen zu lernen und nicht etwa ein Werteimperialismus!

Nachdem die Schüler:innen ihre Assoziationen zum Thema „Marriage“ auf einem leeren Zettel in Einzelarbeit innerhalb von drei Minuten auf Papier gebracht haben, unterhielten sie sich in Gruppen über ihre Gedanken in vierer bis sechser Gruppen. Anschließend war der Arbeitsauftrag, mithilfe ihrer notierten Assoziationen ein Rollenspiel zu entwickeln. Aufgrund der Klassengröße (fast 50 Schüler:innen) konnten nicht alle Rollenspiele präsentiert werden. Die Rollenspiele, die aber präsentiert wurden, waren lebhaft und lustig! Es ging um unterschiedliche Themen, wie etwa Untreue, Zusammenhalt, Dating und Hochzeit. Die Schüler:innen haben gelacht und mir auch einiges Präsentierte erklärt, z. B. was genau ein Brautpreis ist. Die Rollenspiele haben wir anschließend reflektiert, indem wir die unterschiedlichen Rollenspiele im Plenum verglichen haben. Zusätzlich haben wir uns angeschaut, welche Typen von „Marriage“ in den unterschiedlichen Rollenspielen sichtbar wurden. Darüber hinaus wurden auf Basis der Rollenspiele Gründe herausgearbeitet, weshalb Menschen überhaupt in eine Ehe gehen. Zum Schluss haben die Schüler:innen im Plenum über folgende unterschiedliche Zitate kontrovers diskutiert, ob sie diese für sich annehmen können oder auch nicht:

  • “The house of a person we marry is never far.” – Kenya Proverb
  • “A marriage cannot survive when we think only of ourselves. We need to recognize that to love someone is a choice, not a feeling.” – Christin Slade
  • “A woman who is not successful in her own marriage has no advice to give to her younger generations.” – Nigerian Proverb
  • „I don’t need marriage. I don’t need anyone to take care of all my needs and desires. I can take care of them myself now.“ – Mindy Kaling

Der stärkste Zuspruch hatte dabei das zweite Zitat, welches die Schüler:innen sogar in der Schulpause auf dem Schulhof dann zitierten, was mich persönlich stark berührt hat! In diesem Unterricht hatte ich nicht nur das Gefühl, etwas zu lehren, sondern ebenso vieles durch die Schüler:innen zu lernen!

Sidney

Who is the Weaver Bird? (Winneba, Ghana)

17.03.2022

“The weaver bird built in our house/ And laid its eggs on our only tree” is the beginning of a poem by the Ghanaian writer Kofi Awoonor. It is not only the beginning of a poem which symbolizes “how the white man came to Ghana” but also the beginning of an English lesson we will never forget. 

During our internship in Ghana we were given the opportunity to observe an empowering discourse between the students and their teacher on the legacies of Ghanaian colonial history. The students were given a poem by a well known writer with the goal of understanding and engaging with the symbolism in Awonoor‘s work. We had been given the information in advance that Ghana had made a conscious effort to decolonize its literature education, however we were still blown away by the beauty and power of this poem. The debate in the classroom after the meaning of “The weaver bird” was revealed quickly became emotional, the students‘ voices filling with anger, passion and mourning of what was lost and what was taken from them and their ancestors. Being able to witness this was an intense experience, it felt like an honour to be invited into this space and it was certainly deeply humbling. In the classroom then we were reminded that it is us who are the descendants of the weaver bird, that we still profit from a global system of colonial oppression and that we carry a responsibility within this system. This lesson precisely reminded us of why we are here – to listen and learn, respectfully and empathetically. To change the narrative.

Stella and Anna 

Group Picture when vistiting the beautiful Aburi Botanical Garden on a weekend trip

35th Annual Powwow (North Carolina, USA)

13.03.2022

Auf die Empfehlung unseres Betreuers Taylor gingen wir am 05.03.2022 zu einem offiziellen Powwow. Dabei handelt es sich um ein Treffen der Native Americans, bei welchem viel gesungen, musiziert und getanzt wird. Im Fokus steht hierbei der Austausch unter den verschiedenen Stämmen, die Bewahrung der Traditionen sowie das Äußern der Zugehörigkeit.

Stattgefunden hat der Powwow auf dem Hooker Field der UNC. Auf dem Kunstrasenplatz standen Verkaufsstände mit zum Teil handgefertigtem Silberschmuck, Klamotten oder andere Kleinigkeiten. Darüber hinaus waren in der Mitte des Feldes mehrere Stuhlreihen in Form eines Quadrats, dass die Tanzfläche umrahmt, aufgestellt. Auf einer Seite saßen die Trommler und Sänger sowie einige Tänzer.

Das Powwow, bei dem wir zusehen durften, war gegen einen Obolus für jeden zugänglich – sogar das Fotografieren war erlaubt 

So verbrachten wir bei strahlendem Sonnenschein mit vereinzelten Wolkenpausen und ohne Sonnencreme gute 2,5h vor Ort. Kurz nach unserer Ankunft nahmen die Tänzer die Anfangsaufstellung für den „Grand Entry“ ein, zuerst begannen die Trommler, welche stimmlich unterstützt wurden, woraufhin die Tänzer die Tanzfläche betraten. Dabei konnte man unterschiedliche Tanzstile beobachten, die im Zusammenhang mit den unterschiedlichen Trachten standen. Wie wir später erfuhren, enthalten diese Tänze und Trachten verschiedene Aussagen und basieren auf unterschiedlichen Geschichten und Stammeszugehörigkeiten.

Nach ein paar allgemeinen Tänzen, an welchen alle Tänzer teilnehmen durften, wurde der Tanzwettbewerb gestartet. Dabei konkurrierten verschiedene Tanztypen und Altersklassen.

Zu Beginn des Powwows haben wir uns ein wenig unsicher und fehl am Platz gefühlt, da wir die Regeln und Abläufe nicht kannten. Mit Beginn der Tänze und ein wenig Orientierung am Verhalten des übrigen Publikums verflogen diese Gedanken schnell und wurden durch ein Gänsehautfeeling abgelöst. Durch die im Einklang mit den Trommeln ausgeführten Tanzschritte bekam jeder einzelne Tanzschritt eine enorme Kraft.

Darüber hinaus waren insbesondere die selbstgenähten farbenfrohen Trachten und der zum Teil imposante Federschmuck sehr eindrucksvoll.

Was bleibt, sind die Erinnerungen und ein Sonnenbrand!

Caro

Ausflug nach Raleigh (North Carolina, USA)

13.03.2022

Am 25.02.2022 wollte ein Großteil unserer Gruppe das sogenannte Triangle – bestehend aus Chapel Hill, Durham und Raleigh – erkunden und fuhr mit einem der kostenlosen Busse nach Raleigh. Die Stadt ist die Hauptstadt North Carolinas und deutlich größer als Chapel Hill. Neben beispielsweise den Regierungsgebäuden waren für uns vor allem die Museen interessant: Aufgrund der diversen Ausrichtungen der Museen (zum Beispiel Geschichte oder Naturwissenschaften) ist fast für jeden etwas dabei. Wir haben das „North Carolina State Museum of Natural Sciences“ als erstes besucht. Auf den unterschiedlichen Ebenen des Museums informieren Ausstellungsstücke, Infotafeln, echte Tiere und vieles mehr über zum einen North Carolina früher und heute, aber auch über die Erde, Wetter oder Planeten zum anderen. Die Hauptausstellungen sind sogar kostenfrei, nur gesonderte Sektionen oder ein zusätzlicher Film hätten etwas Geld gekostet. Das heißt die meisten Inhalte sind für jeden zugänglich, was wir von Deutschen Museen nicht gewohnt waren. Wir nahmen das Museum als sehr vielfältig und anschaulich wahr, wodurch für Jung und Alt mit unterschiedlichen Interessensgebieten wahrscheinlich immer etwas Spannendes dabei ist.

Ausgestellt waren unter anderem zwei ausgestopfte Kardinäle: die „State Birds of North Carolina“. Da diese Vögel ausschließlich in Nord- und Südamerika verbreitet sind, hatten die meisten von uns vor unserer Ankunft in North Carolina noch nie einen solchen Vogel gesehen. Mit ihrem auffälligen Gefieder sehen sie aber sehr spannend und aufregend aus und sind hier tatsächlich weit verbreitet in der Natur. Durch das Museum hatten wir die Chance über die Kardinäle nun auch etwas Hintergrundwissen anzusammeln.

Neben diesem Museum erkundeten wir außerdem die Stadt Raleigh etwas zu Fuß und besuchten später auch noch kurz das „North Carolina Museum of History“. Und dank der guten Busanbindung war auch die Rückfahrt nach Chapel Hill kein Problem.

Laura

Windy Vibes in Winneba (Ghana)

02.03.2022

Hellooooo everyone! Herzlich Willkommen auf dem Blog vom Tricontinental Teacher Training der Uni Hamburg, ich freue mich sehr, dass wir hier von unseren Projekteindrücken berichten dürfen und will nun die Gelegenheit nutzen, die letzten zweieinhalb Wochen schon einmal Revue passieren zu lassen.

Am Freitag, den 11.02.2022 ging es los vom Hamburg Airport in Richtung Amsterdam und nachmittags dann weiter über die Saharawüste bis an die Küste Westafrikas in die ghanaische Hauptstadt Accra. Die ganze vorherige Woche über war ich pünktlich ab dem Pre-Departure-Meeting am Montagabend wahrscheinlich so aufgeregt und auch körperlich angespannt wie selten in meinem Leben. Ich hatte einfach mit den Reisevorbereitungen, mit den Hausarbeiten von der Uni, die noch anstanden, mit der Untervermietung meines WG-Zimmers und mit einigen privaten Erledigungen alle Hände voll zu tun, sodass ich gar keine Gelegenheit hatte, mich mental darauf einzustellen, bald irgendwo am Äquator zu sein. Doch nach einem negativen PCR-Test, vielen Besorgungen von Medikamenten, Gastgeschenken und Reiseproviant und einer unruhigen letzten Nacht in meinem Bett ging es endlich los. Alle trafen am Flughafen ein; einige Gesichter und Namen kannte man schon, einige musste ich noch kennenlernen, da wir ja nicht nur mit unserem diesjährigen TTT-Jahrgang unterwegs sind, sondern auch mit sieben Mitgliedern der vorherigen Generation, sowie mit acht Teilnehmerinnen des DiCoT-Projekts (Diversity in Context of Teacher Education). So nutzten wir die Reise um uns schon mal miteinander vertraut zu machen und landeten schnell im feucht-heißen Accra. Dort angekommen brauchten wir noch schlappe drei Stunden, um alle unser Gepäck abzuholen, einen weiteren Coronatest zu machen, die Pässe zu stempeln, die Impfnachweise kontrollieren zu lassen, Geld zu wechseln und Wasser zu kaufen. Dann wurden wir bereits von drei super freundlichen Buddies aus dem TTT-Projekt der Uni empfangen, die uns auf der Fahrt nach Winneba begleiteten. Dort angekommen ging es in unsere Unterkunft, ein Hostel gegenüber dem North Campus der University of Education Winneba mit Zweier- und Dreierzimmern. Nach einer weiteren sehr kurzen Nacht wurden wir in den nächsten drei Tagen herzlichst von unseren Buddies und den Projektkoordinator:innen empfangen. Wir bekamen leckeres ghanaisches Essen von der Cafeteria am Campus, lernten die nun noch größere Gruppe besser kennen und konnten auch den Ort etwas erkunden. Mittlerweile wissen wir dank ihnen, wie man seine neue Simkarte aufladen kann, wo man leckeres Obst bekommt, wie man auf dem Markt die Preise verhandelt und wie man zum Strand gelangt. In den wunderschönen Sir Charles Beach habe ich mich sofort verliebt; die unzähligen Kokosnusspalmen, die hohen, kraftvollen Wellen und die bei Dämmerung orange gefärbte Sonne sehen aus wie aus dem Bilderbuch. Der Name der kleinen Küstenstadt Winneba leitet sich übrigens von den Worten ‘windy’ und ‘bay’ ab. Und es stimmt, nachmittags weht hier meist eine entspannte Brise, was für Ghana nicht selbstverständlich ist. Das erfrischende Lüftchen ist auf jeden Fall eine willkommene Abwechslung zu der permanenten Hitze, die uns am Anfang doch schon ziemlich erschlagen hat.

Nach den ersten drei Tagen, am 15.02.2022 ging dann unser Praktikum an den Schulen los. Zusammen mit Melina, Marijke und Hirbod bin ich an der Zion Girls Senior High School. Das ist der Oberstufenbereich einer reinen Mädchenschule. Ich mache mein Praktikum in Französisch und habe viel mit einem anderen Praktikanten der Uni Winneba zu tun, in dessen Unterricht ich hospitiere, sowie mit einer weiteren Kollegin. In der elften Jahrgangsstufe sind sehr wenige Schülerinnen in meinem Kurs, da Französisch hier kein Pflichtfach ist und so konnte ich relativ schnell den Unterricht des Praktikanten übernehmen und einzelne Unterrichseinheiten durchführen. Eine Herausforderung stellt dar, dass die Lehrkraft und die Schülerinnen keine Materialien außer der Tafel und dem Schreibheft zur Verfügung haben. Möchte man etwas kopieren oder ein Plakat zeigen, so muss man dieses kaufen, gestalten oder in den Copyshop gehen, um Arbeitsblätter nutzen zu können. Internetfähige Smartboards, ein eigenes Buch und Vokabelheft für jede Schülerin, ein gut ausgestattetes Etui und ähnlicher Schnickschnack sind ganz klar außer Reichweite. Stattdessen wird fast ausschließlich frontal und in stiller Einzelarbeit unterrichtet und neue Wörter werden im Sprechchor eingeübt. Mit einer kleinen Gruppe klappt das bei mir eigentlich auch ziemlich gut, wenn man allerdings in die riesigen Politik-, Englisch-, oder Matheklassen schaut, dürfte das weitaus herausfordernder sein. Das werde ich mir hoffentlich nächste Woche noch anschauen.

Im Lehrerzimmer sitzen viele andere junge Lehrer:innen und Praktikant:innen, die meistens fernsehen, quatschen, essen und korrigieren oder die nächste Stunde vorbereiten. Fast jeden Tag werde ich von einer neuen Person angesprochen und neugierig gefragt, wie ich heiße, was ich hier mache, wie mir Ghana gefällt und so weiter. Auch auf der Straße rufen einem ständig fremde Leute nach und stellen neugierige Fragen. Manchmal ist es etwas lästig, aber ich habe natürlich Verständnis für die Neugier und versuche, auf alle interessierten Fragen einzugehen.

Manchen fällt es schwer, meinen deutschen Namen Leonie auszusprechen, deshalb haben wir alle auch unseren ghanaischen Namen gelernt. Dieser beschreibt, an welchem Wochentag man geboren wurde und er ist je nach Geschlecht unterschiedlich. Meiner ist Akua (ausgesprochen Aquia), das bedeutet, dass ich an einem Mittwoch geboren wurde. Einige Buddies haben mir neulich bei einer gemeinsamen Cooking Session sogar zusätzlich einen Namen in der lokalen Fante-Sprache gegeben. Benyiwa, das bedeutet ungefähr soviel wie “die Starke”, “die Unabhängige”, “die Leidenschaftliche”. Ich habe mich sehr geehrt gefühlt, dass sie diesen Namen für mich ausgesucht haben.

Neben der Cookout Session, wo wir lernten, wie wir typische ghanaische Gerichte mit lokalen Zutaten selbst zubereiten können, haben die Buddies noch viele weitere tolle Aktivitäten für uns organisiert. Für ihre unglaubliche Gastfreundschaft bin ich sehr dankbar. Es gab unter anderem einen Drum and Dance Workshop, bei dem wir ausgelassen getrommelt und einen traditionellen Tanz gelernt haben. Ralph, einer der Buddies hat mich mit zum Badmintonkurs genommen, den er für Kinder in einer Slumgegend gibt. Das war auch ein wirklich tolles Erlebnis, die vielen fröhlichen Gesichter und die Begeisterung für den Sport zu spüren, egal ob die Kinder 3 oder 13 Jahre alt waren. Ein Mädchen hat sich minutenlang direkt vor meine Begleitung Marijke und mich gestellt und uns ausgiebig gemustert. Unter meiner Maske habe ich versucht, ihr zuzulächeln.

Ein weiteres großes Highlight für mich war eine Hochzeit in der katholischen Kirche auf dem Unicampus, bei der wir zusehen durften. Hier ist es üblich, zu Hochzeiten einfach so zu erscheinen, auch wenn man das Brautpaar gar nicht persönlich kennt. Die leidenschaftlichen Gesänge und Tänze gingen so tief ins Herz, dass ich in diesem Moment ein paar Tränen der Freude und Erleichterung in den Augen hatte, da ich endlich die Anspannung der vorherigen Wochen fallen lassen konnte. Sehr gefreut habe ich mich außerdem über mein neues Kleid in einem traditionellen bunten Kentestoff, das ich vorher schneidern lassen habe. Die Gelegenheit, sich hier günstig aus den schönen Stoffen eine Maßanfertigung zu machen, wollen viele von uns nicht verpassen. Heute wird sogar meine neue Hose fertig.

Auch wenn wir vielleicht das schnelle, unkomplizierte, bequeme Leben in Deutschland manchmal etwas vermissen, wenn es um das einkaufen, Bus fahren oder Wäsche waschen geht, bin ich sehr glücklich hier, fühle mich wohl und schätze meine Gesundheit sehr. (Liebe Grüße und gute Besserung an meinen Papa in Quarantäne!)

Ich bin sehr dankbar und sende euch herzliche Grüße und viele sonnige und windige Vibes aus Winneba!

Eure Leonie