24. Februar bis 02. März – Dritte Woche In Chapel Hill

Die dritte Woche des TTT-Projekts verbrachte ich an meiner zugeteilten Schule, der Chapel Hill High School, einer Public High School mit einem breiten Angebot an Kursen und zahlreichen Schülern aus unterschiedlichen sozialen und kulturellen Hintergründen. Während dieser Zeit hospitierte ich in den Kursen meiner Mentorin, die hauptsächlich 9. Klassen Englisch unterrichtete – aufgeteilt in verschiedene Leistungsniveaus: Standardklassen, Honors und AP (Advanced Placement). AP-Kurse bieten Schüler:innen die Möglichkeit, sich intensiver mit dem Stoff auseinanderzusetzen und potenziell College-Credits zu erlangen, während Honors-Kurse leistungsmäßig zwischen Standard- und AP-Kursen liegen und ebenfalls einen höheren Anspruch bieten. In allen Kursen wurde mit großem Engagement gearbeitet, jedoch unterschieden sich die Ansprüche und die Herangehensweise an den Stoff je nach Kursstufe erheblich.

Klassenzimmer an der Chapel Hill High School

Ein Schultag an der Chapel Hill High School begann um 9 Uhr und endete um 16 Uhr. Der Tag war in 7 Unterrichtsstunden unterteilt, jeweils mit kurzen Pausen dazwischen und einer Mittagspause. Das aktuelle Thema in den Englischklassen war William Shakespeares „Romeo und Juliet“. Die Unterrichtseinheiten waren sehr strukturiert aufgebaut, um den Schüler:innen eine bestmögliche Vorbereitung auf Prüfungen und deren Verständnis für die komplexen Texte zu ermöglichen.

Jeder Unterricht begann mit einem sogenannten „Stop and Jot“. Diese Aktivität besteht darin, dass die Schüler:innen zu einer bestimmten Frage oder einem bestimmten Aspekt des Lernstoffs innerhalb weniger Minuten ihre Gedanken notieren. Diese kurzen schriftlichen Reflektionen dienen dazu, die Schüler gezielt auf die wöchentlichen Tests vorzubereiten und sicherzustellen, dass sie sich kontinuierlich mit dem Stoff auseinandersetzen. Die Lehrerin stellte dabei gezielte Fragen, deren Antworten für das Verständnis der jeweiligen Szene wichtig waren.

Nach dieser Einstiegsphase folgte eine kurze Einführung in die Szene, die vorbereitet und gelesen werden sollte. Die Lehrerin stellte dabei nicht nur inhaltliche Fragen, sondern auch Verständnisfragen, die sich auf sprachliche Mittel und deren Wirkung bezogen. Diese Herangehensweise ermöglichte es den Schüler:innen, nicht nur den Inhalt, sondern auch die Sprache Shakespeares besser zu verstehen. Danach wurden die Szenen von den Schüler:innen gelesen und nachgespielt – Rollen wurden verteilt und vorne im Raum wurde die Szene laut gelesen und auch nachgestellt. Dies sollte nicht nur das Textverständnis fördern, sondern auch die Ausdrucksfähigkeit und das Selbstbewusstsein der Schüler:innen.

Bücher und Dekoartikel zum Thema Shakespeare im Klassenzimmer

vAm Mittwoch fand ein Seminar mit Dr. Jocelyn Glazier und Taylor Schmidt an der University of North Carolina statt. Der Fokus lag auf dem Thema Emotionen. Besonders interessant war die Diskussion einer Studie, die sich mit der Wahrnehmung von Emotionen im Körper befasste. Finnische Forscher:innen der Aalto University unter der Leitung von Lauri Nummenmaa untersuchten, wie Emotionen im Körper verortet werden. Menschen aus unterschiedlichen Kulturen (Finnland, Schweden und Taiwan) zeigten große Übereinstimmungen darin, wo sie Emotionen wahrnahmen. Wut wurde hauptsächlich im Kopf und Oberkörper wahrgenommen, Furcht besonders intensiv im Bereich des Herzens. Freude war im gesamten Körper spürbar, besonders im Kopf und in der Brust, während Trauer und Schwermut zu Schwäche in den Gliedmaßen führten, aber stärkere Aktivität im Brustbereich verursachten. Liebe wurde vor allem im Kopf, Oberkörper und Körpermitte empfunden. Diese Erkenntnisse wurden dann als Anlass genommen, selbst zu reflektieren, wie wir Emotionen spüren und ob wir mehr nach dem Körpergefühl oder logisch agieren. Das Seminar regte dazu an, sich nicht nur mit theoretischen Konzepten auseinanderzusetzen, sondern auch persönliche Erfahrungen und Wahrnehmungen zu hinterfragen und miteinander zu teilen. Nach dem Seminar aßen wir zusammen in einem lokalen Restaurant und reflektierten die Eindrücke.

Am Wochenende nutzten wir TTT-Studierenden die Zeit, um auch andere Teile von North Carolina zu erkunden. Unser Ziel war Asheville, eine Stadt, die für ihre wunderschöne Natur bekannt ist. Auf dem Weg dorthin legten wir einen Stopp in Charlotte ein, wo wir ein Künstlerviertel besuchten. Dort hatten wir Gelegenheit, zahlreiche lokale Läden zu erkunden, und den Flohmarkt zu besuchen, auf dem regionale Künstler und Handwerker ihre Werke anboten.

Am Abend ließen wir den Tag entspannt in einer gemütlichen Cabin am Black Mountain ausklingen, die uns für das Wochenende als Unterkunft diente. Die rustikale Atmosphäre der Cabin mit Blick auf die umliegenden Berge bot eine willkommene Gelegenheit zur Erholung und zum Austausch. Am nächsten Tag unternahmen wir eine Wanderung am Chimney Rock, einem beeindruckenden Naturgebiet mit grandioser Aussicht auf die umliegende Landschaft. Die anspruchsvolle, aber lohnenswerte Wanderung ermöglichte uns, die Schönheit der Natur aus nächster Nähe zu erleben und die Ruhe abseits des Schulalltags zu genießen.

UHH-Studierende im Pilot Mountain State Park

Auf der Rückfahrt nach Chapel Hill legten wir erneut einen Zwischenstopp ein – diesmal im Pilot Mountain State Park. Hier gingen wir einen Trail, der uns durch dichte Wälder und über felsige Abschnitte führte, bis wir schließlich die atemberaubende Aussicht vom Gipfel genießen konnten. Diese kurze Wanderung bot einen gelungenen Abschluss unseres Ausflugs, bevor wir schließlich am Abend nach Chapel Hill zurückkehrten, bereit für den Start in die vierte Woche des Projekts. Insgesamt war diese Woche sowohl schulisch als auch kulturell sehr bereichernd.

(von Lisa-Marie Urbanowicz)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert